Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde in Kaarst hat sich seit dem Umzug der Johannes-KiTa in die neuen Räumlichkeiten an der Birkhofstraße intensiv um eine Weiterentwicklung des Geländes rund um die Johanneskirche bemüht. Hierzu wurde 2020 ein externer, professioneller Projektsteuerer hinzugezogen, der eine Arbeitsgruppe aus dem Presbyterium beraten hat.
Die Prüfung des baulichen Zustandes der alten KiTa-Räumlichkeiten ergab, dass diese keiner weiteren langfristigen wirtschaftlich sinnvollen Nutzung zugeführt werden können, insbesondere unter Berücksichtigung der getroffenen Beschlüsse der Landessynode zur Herstellung der Klimaneutralität der Gebäude bis 2035.
Erklärtes Ziel des Presbyteriums ist es, als evangelische Kirche auch zukünftig in allen Stadtteilen räumlich und inhaltlich präsent zu sein und zu bleiben.
In Hinsicht auf die seit vielen Jahren schon sichtbare und sich verstärkende Negativentwicklung der Gemeindegliederzahlen (derzeit noch insgesamt rund 8.000) und Kirchensteuereinnahmen wurde der Gedanke verfolgt, durch das Generieren langfristiger Einnahmen die Gemeindearbeit unabhängiger von Kirchensteuermitteln zu machen.
Diese Strategie wird im Stadtgebiet Kaarst bereits seit mehreren Jahren umgesetzt:
- 2016 erfolgte im 1. Gemeindebezirk der Umbau und die langfristige Vermietung des Gemeindezentrums „Die Brücke“ an die Altenhilfe der Diakonie Neuss-Süd (Tagespflege/Diakoniestation).
- Ende 2019 wurde die Dezentralisierung der Senioren-Arbeit nach Auflösung des Hauses der Senioren umgesetzt.
- 2022/23 wurde im 2. Gemeindebezirk die Erweiterung der KiTa Haus Regenbogen durch-geführt und ein Mietvertrag mit der Jugendhilfe der Diakonie Neuss-Süd abgeschlossen.
Ziel war dabei stets, trotz Reduzierung der Kosten weiter für die Menschen da zu sein.
Die Arbeit in der Projektgruppe Johannesquartier ergab, dass das Ziel der weiteren Präsenz in Büttgen dadurch erreicht werden kann, dass das Gelände vorrangig für den Wohnungsbau erschlossen wird. Wichtige Kriterien bei der Analyse der weiteren Nutzung waren unter anderem die zentrale Lage sowie der ungebrochene Wohnungsbedarf im Ort. Gerade der Bedarf senioren- bzw. behindertengerechter sowie sozial geförderter Wohnungen ist groß. Unsere Ziele, diese Bevölkerungsgruppen zu unterstützen, kombiniert mit der Möglichkeit, regelmäßige Einnahmen zu erzielen, um die Gemeindearbeit aufrecht erhalten zu können, ergänzen sich.
Vorgespräche mit der Stadt ergaben, dass ein Antrag auf Änderung des Bebauungsplanes an dieser Stelle notwendig ist, da die bisherige Nutzung des Geländes als Kindergarten überarbeitet werden muss, wobei das Gesamtgrundstück als Einheit betrachtet wird.
Zur Erstellung des Bebauungsplans wurde eine Ausschreibung initiiert, bei der Architekten Entwürfe einreichen konnten. Bei der Bewertung war wichtig, dass die Bebauung
- erschwinglichen Wohnraum schafft (davon mind. 30% sozial geförderter Wohnungsbau),
- Räumlichkeiten für eine gemeindliche / öffentliche Nutzung bietet und
- langfristig Einnahmen generiert.
Zudem soll das Vorhaben bei der Umsetzung der landeskirchlichen Beschlüsse zur Klimaneutralität bis 2035 einbezogen werden. Diese Beschlüsse sehen vor, dass alle evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland ihre Gebäudebestände prüfen und anpassen müssen, um bis zum Jahr 2035 das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.
Im Rahmen dieses Prozesses wurde festgestellt, dass das alte Kita-Gebäude sowie das Pfarrhaus aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht energetisch saniert werden können. Die finale Beurteilung zum Jugendheim (284m² inklusive der Kellerräume) steht noch aus, derzeit werden alle Gebäude der Kirchengemeinde im Bezug auf die Klimaneutralität untersucht und begutachtet. Aus diesem Grund wurde die Überplanung des Jugendheimes mit in die Planung des Bebauungsplans hineingenommen.
Die Johanneskirche als sakrales Gebäude unterliegt anderen Bewertungs-Maßstäben.
Dem Presbyterium ist es ein großes Anliegen, dass auch in Zukunft Gemeindearbeit in Büttgen stattfinden kann – und das nach 2035 in Räumlichkeiten, welche den Vorgaben der Klimaneutralität entsprechen. Im Entwurf des Bebauungsplans ist hierbei vorgesehen, an Stelle des Jugendheims u.a. Räumlichkeiten für die gemeindliche Nutzung neu zu planen, die den heutigen Nutzungsanforderungen entsprechen. Dazu kommen Keller- und Lagerräume. Hierdurch soll eine Begegnungsstätte entstehen mit Öffnung zum Kirchplatz mit mind. 130m² barrierefreiem Raum, der individuell nach Bedarf angepasst werden kann.
Explizit ausgenommen von der Überplanung bleibt das Kirchgebäude der Johanneskirche mit ihrer Nutzungsfläche von 520m². Ziel ist ein langfristiger Erhalt des Kirchengebäudes. Um es an der Stelle sehr deutlich zu sagen: Das Kirchgebäude bleibt nach Beschlusslage erhalten.
Zu unterscheiden ist der Bebauungsplan von einem Bauantrag bzw. einer Baugenehmigung. Während der Bebauungsplan die langfristigen Möglichkeiten der Bebauung auf dem Grundstück regelt, handelt es sich bei dem Bauantrag um die konkrete Umsetzung des Projektes.
Fazit: Ziel des Presbyteriums ist es, dass die neuen Gebäude den aktuellsten Anforderungen hinsichtlich Energiegewinnung und -verbrauch sowie den Anforderungen an barrierearmen Wohnraum entsprechen sollen.
Sofern die Kirchengemeinde selbst als Bauträger auftritt, hat sie nicht nur Einfluss auf die Gestaltung der Gebäude, sondern anschließend auch auf die Auswahl der Mieter*innen und die Hausordnung, so dass das Gemeindeleben beschwerdefrei weitergehen kann.
Zum aktuellen Zeitpunkt befindet sich das Projekt im Status der Erstellung eines Bebauungsplans, also der langfristigen Schaffung von Möglichkeiten zur Bebauung. Das Presbyterium hat beschlossen, einen entsprechenden Bebauungsplan bei der Stadt zu beantragen.
Eine Entscheidung zur konkreten Art der Bebauung (mit oder ohne Überplanung des Jugendheims) wurde vom Presbyterium nicht getroffen. Erst nach Verabschiedung des Bebauungsplans durch die Stadt und weiterer energetischer Untersuchungen im Gebäudebestand werden Entscheidungen über die Art und die Größe eines Neubaus getroffen.
Durch die geplanten Maßnahmen soll sich das Johannesquartier in den kommenden Jahren zu einem attraktiven, zeitgemäßen Zentrum evangelischen Gemeindelebens in Büttgen weiterentwickeln.
Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde in Kaarst