Menschen unserer Kirche
Ulrich Caspers Nachruf
34 Jahre jung war Ulrich Caspers als er die Pfarrstelle 1982 in der damaligen Großgemeinde in Holzbüttgen/Kaarst antrat. Und was er sich zu Beginn nie vorstellen konnte, er blieb dort fast 30 Jahre und Kaarst bis an sein Lebensende treu. Die Großgemeinde wurde 1984 wegen des Bevölkerungszuwachses in drei Teilgemeinden getrennt und 2010 wieder zusammengeführt. Damals gab es im Stadtbezirk Kaarst vier Pfarrstellen und viel mehr Mitglieder. Fast 30 Jahre war er evangelischer Pfarrer in Holzbüttgen und er füllte sein Amt mit Leib und Seele aus. Über viele Jahre hat er die für die Lukaskirche so typische, offene und lebendige Atmosphäre geprägt. Dabei wollte er ursprünglich seinem Vater, der auch Pfarrer war, gar nicht in den Berufsstand folgen und studierte zunächst Germanistik erst später sattelte er auf Theologie um. Nach Abschluss des Studiums war er an der kirchlichen Hochschule Assistent und übernahm mit 27 seine erste Gemeinde.
1982 wurde er Wahl-Kaarster. In den 80er Jahren bot er einer türkischen Flüchtlingsfamilie für elf Wochen Kirchen-Asyl – eine Begebenheit, an die er sich immer gerne erinnerte. Es gab auch tamilische Tanzvorführungen im Kirchenraum und überhaupt, war ihm die Diversität ein besonderes Anliegen, schon als es dieses Wort noch gar nicht gab. Er hat immer wieder davon gesprochen wie wichtig ihm die Arbeit mit den geistig behinderten Schülern in der Sebastianus-Schule war und es war ihm eine Freude mit den Kindern des Lukas-Kindergartens, der auf dem Kirchengelände untergebracht war, zu singen.
Kirchliche Vielfalt und Engagement
Ulrich Caspers suchte Kontakt zu Familien, begleitete auf Familienfreizeiten, brachte Generationen von Konfirmanden das Christentum nahe, holte Kunst und Kultur in die Kirche, nahm Anteil, wenn Familien in Schieflage gerieten, tröstete bei Beerdigungen, unterstützte im Besonderen die Kirchenmusik und sang selbstverständlich im hauseigenen Kirchenchor aktiv mit. Aber nicht nur dass, alle die seine Gottesdienste besucht haben, kamen um das Mitsingen nicht herum. Besonders beliebt waren Kanons und man sah ihm an, wie sehr er es genoss seine Gemeinde zu dirigieren.
2010 begleitete Ulrich Caspers die Zusammenlegung der drei Kirchengemeinden, die auf Grund sinkender Mitgliederzahlen notwendig wurde – für ihn war das auch ein schmerzhafter Prozess, denn Gemeindeteile mussten abgegeben werden und eine Pfarrstelle wurde komplett gestrichen.
Die 30 Berufsjahre hatten viele schöne Seiten, sonst wäre er bestimmt nicht so lange geblieben. Er hat sein Amt mit Leben gefüllt.
Schicksalsschläge blieben ihm leider nicht erspart. Seine erste Frau, Marie- Anna, erkrankte früh und er umsorgte und pflegte sie bis zu ihrem Tod aufopferungsvoll. In dieser Zeit stützte ihn seine Arbeit in der Gemeinde und die Gemeinde ihn.
Ruhestand und zweite Berufung
Mit knapp 64 Jahren begegnete ihm mit seiner zweiten Frau Margarete Klimont-Caspers sein zweites Glück und er konnte mit der katholischen Gemeindereferentin die Ökumene täglich leben. Er genoss es im Ruhestand mit dem Wohnwagen auf Reisen zu gehen, engagierte sich in der Telefonseelsorge und wurde zunehmend mehr zum Naturliebhaber.
2011 ging Ulrich Caspers, nach fast 30 Jahren, in den Ruhestand und übergab sein Amt an die 34-jährige Maike Neumann und irgendwie berührte es ihn, dass sie beide mit 34 Jahren die Pfarrstelle übernahmen.
Pfarrer sein, war für Ulrich Caspers kein Amt, es war Berufung. Begegnungen mit ihm waren immer auf Augenhöhe und manchmal hätte man meinen können, dass er einem in die Seele schauen konnte. Da waren nur wenige Worte und Gesten nötig, mit denen er einem Zuversicht vermittelte, Trost spendete, Menschen und Geschehnisse wieder ins rechte Licht rückte und Mut machte. Er wird uns fehlen!
Christian Horn-Heinemann, Maike Neumann, Helgrid Wolf und Christina Guth